Geschichte des Hildesheimer Schützenfestes
Die Ursprünge des Schützenwesens reichen bis in das Mittelalter zurück. Damals erlangen immer mehr Städte prosperierend durch Handwerk und Handel ihre Unabhängigkeit von den jeweiligen Lehensherren. Diese Freiheit bedeutet aber zugleich, dass auch die militärische Unterstützung derselben entfällt. Neben der Befestigung der Städte durch Wälle und Mauern werden zum Schutz daher bürgerwehrähnliche Vereinigungen gegründet. Ein von König Heinrich I. im Jahr 924 erlassenes Gesetz sanktioniert diese Bürgerwehren für Siedlungen mit Stadtrecht erstmals und macht sie zum offiziellen Teil der Stadtverteidigung. Im Jahre 1249 erhält auch die Stadt Hildesheim das Stadtrecht.
Die Erlangung einer gewissen Wehrhaftigkeit setzt allerdings regelmäßige Übungen voraus. Meist einmal im Jahr findet die Ermittlung des besten Schützen, des „Schützenkönigs“, statt. In Hildesheim findet ab den frühen 16. Jahrhundert das Papageien(Vogel-)schießen statt. Den Gewinner würdigt man mit einem prächtigen Geleit „mit Trommeln und Posaunen“ zur Überreichung seines Siegerpreises. Dieses kann man als Beginn der Hildesheimer Schützenumzüge ansehen.
Bürgerscheibe aus dem Jahr 1925
Zu den ab dem 16. Jahrhundert durchgeführten Schützenhöfen werden auch Teilnehmer aus befreundeten Gemeinden, Oberhäupter und Schützendelegationen anderer Städte oder Adelige eingeladen. 1571 wird der erste Schützenhof in Hildesheim nachgewiesen. In den Jahren darauf folgen in unregelmäßigen Abständen weitere. In einem prachtvollvollen Umzug ziehen die Schützen bei diesen Schützenhöfen mit ihren Gästen aus der Stadt hinaus zum Schießplatz, wo die Schießwettbewerbe stattfinden. Neben dem eigentlichen Fest der Schützen wird für die Bevölkerung ein Jahrmarkt oder Kirmes aufgebaut und entwickelt sich mit der Zeit zu einem prachtvollen Fest.
Die militärische Signifikanz der Schützen nimmt über die Jahrhunderte ab und wird mit dem Aufstellen regulärer Truppen zur Landesverteidigung bedeutungslos. Die Bürgerwehren münden nach mehreren Wandlungen meist in sportlich ausgerichtete Schützenvereine. Geblieben sind jedoch neben dem sozialen Engagement viele der Traditionen. Die Schützenfeste bleiben als heimatliche Tradition und regionale Brauchtumspflege erhalten. Auch das Ermitteln der Schützenkönige oder in Hildesheim die Tradition der „Besten Männer“ und das Bürgerschießen werden fortgeführt. Mit dem Schützenumzug werden die Sieger unter reger Beteiligung der Bevölkerung wie seit Jahrhunderten zum Festplatz geleitet.
Diese Tradition wurde 2016 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt.